1. Tag der Brex-Sitter-Tour
Am Donnerstag, 13. September, ging es pünktlich um 7.45 Uhr los. Der Anhänger mit den Mopeds von Philippe Roose, Thorsten Sandtner, Christopher Klein, Frank Mengs, Reiner Licha, Günter Faust, Jonas Göttert und Michael Gamisch war schon am Vorabend beladen worden, um keine Zeit zu verlieren. Das korrekte Verzurren der Maschinen nahm fast eine Stunde in Anspruch.
Über die Autobahn ging es mit einem Zugfahrzeug und einem zweiten Pkw über die Autobahn zunächst Richtung Köln, dann über Aachen in Richtung Belgien. Nach einer Mittagsrast in einer Friterie mit Kebab-Shop ging es gut gestärkt in Richtung französische Küste, wobei nach vorhergehenden Schauern sich aber immer mehr die Sonne durchsetzte. Und die empfing uns mit ihren kräftigen Strahlen auch im Hafen von Dieppe, wo die Maschinen zunächst auf einem Wohnmobilparkplatz in aller Ruhe entladen und mit dem Gepäck für die Reise ausgestattet wurden.
Mit einigen Kilos mehr auf dem Sattel unternahm die Gruppe eine kleine Stadtrundfahrt. Schon von weitem waren am blauen Himmel zahlreiche Drachen aufgefallen, die über der Promenade des Ortes entlang des Kiesstrandes schwebten oder ihre Kreise zogen. Das Drachenfestival, das alle zwei Jahre stattfindet, lockt tausende von Enthusiasten aus der ganzen Welt an, die dort ihre Drachen steigen lassen und den Zuschauern ein magisches Spektakel unter freiem Himmel, mit Blick aufs Meer bieten. Übrigens: In den Jahren, in denen das Drachenfest nicht in Dieppe in Frankreich stattfindet, wird es in der gleichnamigen Partnerstadt Dieppe (New Brunswick) in Kanada durchgeführt.
Mit einem ordentlichen Glas Bier in der Sonne sitzend, konnte man hier die Wartezeit bis zum Ablegen der Fähre gut verbringen. Das verwirrende Einbahnstraßennetz der Altstadt nahm die Mopedfreunde für einige Runden gefangen, ehe man zentral am Place Nationale unter den wachsamen Augen des Admirals Abraham Duquesne, dessen Denkmal dort steht, noch ein paar Sandwichs vor der nächtlichen Überfahrt zu sich nahm.
Die Atmosphäre dort und die freundliche Bedienung machte das schräge Erlebnis auf dem Wohnmobilstellplatz vergessen, wo sich eine Deutsche – wohl mit „Schrebergartenmentalität“ – gestört fühlte, weil eine Maschine nach dem Abladen zur Überprüfung kurz angelassen wurde.
Anderthalb Stunden vor dem Ablegen checkte die Gruppe im Terminal des kleinen Fährhafens ein. Dort erwartete man die Mopedfahrer. Doch bis zum Schiff musste dreimal der Ausweis vorgezeigt werden, und so lernten schon einmal alle ein ganz neues Gesicht Europas kennen, das sich einst durch offene Grenzen auszeichnete. Die Vermutung wurde laut, dass hier womöglich schon für den Brexit trainiert wird. Während der Wartezeit kam man mit einer Gruppe von Franzosen ins Gespräch, die mit einem Anhänger auf dem Weg zu einer Rennstrecke in England waren, um mit einem selbstgebauten Motorrad mit einem Zylinder und 500 ccm den Beschleunigungsweltrekord zu brechen.
Die Gruppe mit ihren alten Mopeds durfte als erste in den Bauch des Schiffes rollen. Dort warten bereits zwei Crew-Mitglieder an vorbereiteten Vorderradstützen, um die Maschinen mit Spanngurten zu sichern, damit sie bei Seegang nicht umfielen. Drei Stockwerke höher waren die Aufenthaltsräume, Ruhesessel, Bar und Kabinen. Da es mittlerweile Nacht war und man ohnehin nichts sehen konnte, wurden kurzerhand zwei Vier-Bett-Kabinen gebucht (jeweils 40 Pfund) , um während der Überfahrt wenigsten für drei Stunden die Augen schließen zu können. Schließlich stand am andern Ufer die Weiterfahrt an. Um 0.30 Uhr legte die Fähre ab.
Auf der anderen Seite angekommen, weckte eine Durchsage die Passagiere, die teilweise auf dem Boden liegend oder in Ledersesseln die Nacht verbracht hatte, damit sie wieder rechtzeitig nach dem Anlegen ihre Fahrzeuge bestiegen. Nicht ausgeschlafen, aber hellwach, ging es von Bord.
Aufgrund der Zeitverschiebung um eine Stunde, betrat man bereits um 4 Uhr Ortszeit das Land. Die Abfertigung ging flüssig. Der Zoll kontrollierte nur einmal die Pässe. Wegen der Dunkelheit wollten sich die acht Mopedfahrer nicht gleich auf den Weg machen, sondern lieber bis Sonneaufgang warten, um sich dann bei Hellem an den Linksverkehr zu gewöhnen. Und jeder, der mit einem 6-Volt-Scheinwerfer im Dunkeln gefahren ist, kann das sicher nachvollziehen. Nur 200 Meter vom Terminal legte man in einem McDonalds eine längere Kaffeepause ein, denn der hatte 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet.