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Mit der Kraft aus 50 ccm nach Luxemburg

Mopedfreunde aus Marienthal auf den Spuren der Nassauer Herzöge

Rheingau. (mg) – Wenn teilweise viel zu große Kerle auf viel zu kleinen Maschinen viele Kilometer fahren mit viel zu alten Motoren, die viel langsamer sind als Autos, dann bedeutet das für die Mopedfreunde aus Marienthal vor allem eines – viel Spaß.
Nachdem die Gruppe 2015 mit den alten Mopeds mit 50 Kubikzentimeter Motoren eine Tour durch fünf Länder bewältigte, stand nun für die 12-köpfige Mannschaft als kleine „Zwischenübung“ eine dreitägige Tour nach Luxemburg an.
Mit dabei waren diesmal Arthur Grünwald, Frank Mengs, Günther Faust, Jonas Göttert, Thorsten Sandtner, Reiner Licha, Roland Gerster und Mirko Füll-Gamisch. Christopher Klein, der vor zwei Jahren das Begleitfahrzeug steuerte, hatte sich für diese Tour ebenfalls ein Moped zugelegt, eine Yamaha DT 50. Außerdem hat er sich mit seinem Motorrad-Navi als Guide zur Verfügung gestellt.
Diesmal vom Wetter, zumindest in Sachen „Trockenheit“ richtig verwöhnt, begann die Tour ab dem CMC-Clubheim am Freitagmorgen letzter Woche. Weitgehend auf kleinsten, einsamen Nebenstraßen, die noch keiner der Teilnehmer erkundet hatte, machte man sich auf den Weg in das Großherzogtum.


Doch schon vor der Rüdesheimer Fähre hätte die Fahrt beinahe ein jähes Ende gefunden, denn Roland verlor während der Fahrt den Zündschlüssel seiner Kreidler. Aber kurz bevor die Fähre ablegte, fand sich das gute Stück wieder.
Fernab vom Rhein, war die Tour trotzdem ein Stück Heimatkunde, denn schließlich gibt es engste Verbindungen zum Hause Nassau. Die Nassauer sind ein weit verzweigtes deutsches Adelsgeschlecht, dessen Anfänge bis ins 11. Jahrhundert reichen. Ihm entstammt der römisch-deutsche König Adolf von Nassau. Zwei heute in Europa regierende Häuser, das niederländische Königshaus sowie das großherzogliche Haus von Luxemburg, gehen aus dem Haus Nassau hervor. 1890 bestieg das Haus Nassau-Weilburg den luxemburgischen Thron. Insofern ist es wohl auch nicht verwunderlich, wenn das Signet am Großherzöglichen Palast in der Luxemburger Altstadt (17 Rue Marché aux Herbes / am Krautmarkt), den die Gruppe besuchte, an den hessischen Löwen erinnert.
Doch auf dem Weg zum Tagesziel Vianden galt es wieder einmal einige Umleitungen in Kauf zu nehmen und teilweise neue Wegstrecken zu finden. Der erste Tankstopp war nach 80 Kilometern in Rhaunen eingeplant. Dabei wurde auch nochmal an jeder Maschine Luft aufgefüllt, um bessere Abrolleigenschaften der Reifen zu erzielen.

Eine Mittagsrast im Hotel Zummethof in den Weinbergen oberhalb von Leiwen bot den Teilnehmern aber dafür einen herrlichen Blick auf die Moselschleife bis Trittenheim, 2016 als schönste Weinsicht an der Mosel ausgezeichnet. Als nach der Pause Michael und Huw nach Videoaufnahmen den Anschluss und dadurch die richtige Abfahrt verpassten, machte sich Philippe auf die Suche nach ihnen. Zu dritt verabredete man kurzerhand telefonisch mit dem Rest der Gruppe, sich in Echternach zu treffen, weil dies ohnehin ein Zwischenziel war. Mit 20 Minuten Zeitdifferenz kamen beide Gruppen dort an und verbanden das mit einer Kaffeepause direkt neben dem alten Rathaus der Stadt.

Außerdem wurde die Zeit genutzt, um an der Maschine von Philippe den abgerissenen Gaszug zu reparieren. Auf dem Weg nach Echternach musste zudem Mirko an seiner Yamaha TY 50 die Zündkerze wechseln. Für diese Zwecke hatte man im Vorfeld die logistische Verteilung von Werkzeugen und Ersatzteilen vereinbart, da kein Begleitfahrzeug zur Verfügung stand. Alles, was für die dreitägige Tour gebraucht wurde oder möglicherweise kaputt gehen könnte, musste auf den kleinen Mopeds verstaut werden.


Nach einem letzten Tankstopp und gut 225 Kilometern erreichte die Gruppe, zu der sich auch der Engländer Huw Willett gesellte, der eigens für die Tour nach Deutschland kam, gegen 18 Uhr das Hotel in Vianden. Huw war bereits am Donnerstag nach Marienthal gekommen, hat dafür 750 Kilometer zurückgelegt, um bei der Tour dabei zu sein.Whrend die anderen nach dem gemeinsamen Abendessen die Zimmer aufsuchten, unternahmen Mirko und Michael noch einen Spaziergang hinauf zur Burg. Auf dem Rückweg kehrten beide auf einen Absacker in eine Kneipe ein, in der die Spielleute und Herolde feierten, die das Wochenende über auf der Burg beim Mittelalterfest mitwirkten. Dass sie nicht nur die Leier beherrschten, sondern mit Gitarre und Fidel auch ACDC-Songs interpretieren konnten, sorgte für eine tolle Stimmung.

Wie gut die Mopedfreunde mit Werkzeugen bestückt waren, zeigte sich, als am nächsten Tag ein Problem am Schaltgestänge einer Kreidler auftauchte und an einer anderen Kreidler ein Kondensator für die Zündung eingelötet werden musste. So stand auch dem Abstecher in die Luxemburger Hauptstadt nichts im Wege. Auf dem Weg dorthin erfolgte noch ein Besuch in dem ehemaligen Luxemburger Wallfahrtsort Marienthal, was sich die Geisenheimer natürlich nicht nehmen ließen.

Das Kloster Marienthal – auf luxemburgisch „Märjendall“ – ist ein ehemaliges Kloster an der Eisch, das im 13. Jahrhundert durch Dominikanerinnen aus Straßburg gegründet und 1783 unter österreichischer Herrschaft durch Joseph II. aufgehoben wurde.
Im Jahre 1890 erwarben die Weißen Väter das verfallene Klostergebäude, ein Teil ging auch an die Schwestern der Doctrine Chrétienne. Im Zweiten Weltkrieg bot das Gebäude vielen Flüchtlingen eine erste Unterkunft. Die Weißen Väter verließen Marienthal im Jahre 1974. Heute sind verschiedene soziale Einrichtungen und Wohnungen in den wieder aufgebauten Gebäuden untergebracht. Die Kirche kann von Gruppen nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Obwohl eigentlich Regen gemeldet war, hatten die Mopedfreunde Glück. Allenfalls einige Tropfen bekamen sie ab, ansonsten sind sie dem Regen quasi davon gefahren.

Über kleine Nebenstraßen im Luxemburger Grund angekommen ging es nach einer kleinen Erfrischung per Aufzug hoch in die Altstadt. Zwischen historischen Häusern, imposanten Bauten und idyllischen Plätzen konnten die Mopedfreunde nachempfinden, wieso die wunderschöne Altstadt von Luxemburg seit 1994 zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Nach einem Rundgang durch die City und einer Mittagspause schwangen sich die zwölf Mopedfreunde wieder auf ihre Maschinen und fuhren nach Vianden zurück – allerdings nicht ohne eine kleine Zwangspause, weil der Luftfilter an Reiner Kreidler GTS  verdreckt war.
Hier blieb dann noch ausreichend Zeit, um die Stadt zu erkunden, den Wellnessbereich im Hotel zu nutzen oder auch noch einmal an den Maschinen zu schrauben. Denn nach so vielen Kilometern, teilweise über Kopfsteinpflaster, wird schon das eine oder andere Teil an den alten Mopeds locker und muss geprüft werden.

Doch nach diesen Pflichten bot die Tour für die Teilnehmer auch kulinarische Entdeckungen, für die sich der weite Weg durchaus gelohnt hat. Etwa für ein Filet de Cheval vom Holzkohlengrill, zumal man Pferdefleisch auf den Speisekarten in Deutschland eher selten findet.
Die Rückreise nach Geisenheim wurde am Sonntagmorgen schon nach einem Kilometer unterbrochen. Der Luftfilter in Jonas´ Zündapp war wohl nach der Durchsicht nicht korrekt zusammengesetzt worden, wodurch der Motor keine Leistung mehr hatte, um die Bergstrecken zu bewältigen. Doch das Problem war schnell erkannt und behoben. Aber weitere Schwierigkeiten mit den Kreidler-Zündungen sollten noch folgen.
Zunächst waren die ersten 100 Kilometer der Strecke bis zum Moselufer in Pünderich recht flott absolviert.

 

Bei einem Zwischenstopp in Kirchberg musste noch einmal der Gaslötkolben eingesetzt werden, um die Kreidler RMC wieder flott zu kriegen. Außerdem schoss man bei der Gelegenheit ein Gruppenfoto bei der Firma Ochs, die den Anbau an das CMC-Clubheim in Marienthal liefern wird.
Als es dann endlich weiterging, verlor die Gruppe im Zuge einer schlecht ausgeschilderten Baustelle Roland, der seine Kreidler durch die holprigen Gassen schonen wollte und durch das geringe Tempo dann den Anschluss verpasste. Der Rest der Gruppe folgte einem Wirtschaftsweg, der dann urplötzlich in einen Waldweg überging. Mitten im Hunsrücker Forst musste man sich per Navi erst einmal neu orientieren. Auf der Rüttelstrecke ist dabei Thorsten glatt die Gepäcktasche von der Zündapp abgerissen.
Die Gruppe schlug sich bis zum nächsten Ort durch und verabredete mit Roland per Telefon die Änderung der Strecke, die dann über Simmern und Stromberg nach Bingen führen sollte, wo am Ende auch wieder alle beieinander waren. Alledings musste Roland zuvor noch seinen Auspuff von der Straße aufraffen, weil er abgefallen war. So musste er feststellen, dass auch selbstsichernde Schrauben nicht sicher sind. Am CMC-Clubheim, dem Ausgangspunkt der Reise, stieß man mit einem Bier nochmals auf die gelungene Tour an.

Trotz aller Anstrengungen waren sich die Teilnehmer einig, dass sie dieses Wochenende nicht hätten verpassen wollen. Auf der Homepage sind in der Foto- und Videogalerie noch einige Impressionen der Tour für alle veröffentlicht.

 

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